Wenn ich eines absolut nicht ausstehen kann, dann ist es Stress am Morgen. Ich arbeite beruflich als Texterin in einer Digitalagentur. Dabei sitze ich nicht nur in der Agentur, sondern kann auch von zu Hause arbeiten. Meine Home-Office-Tage starten um 7 Uhr, meine Agentur-Tage ein paar Minuten später. Während ich im Home-Office an manchen Tagen um halb sieben aufstehe, stehe ich an Agentur-Tagen konstant um 5 Uhr auf.
Nein, nicht weil ich das total geil finde. Sondern, weil ich absolut keinen Bock auf Stress am Morgen habe. Erst recht, wenn ich eigentlich noch im Ruhemodus bin. Dann reicht es mir schon, wenn ich die Menschen am Bahnhof und in den Zügen ertragen muss. Denn um diese Uhrzeit ist mein autistisches Gehirn wirklich leicht von Reizen zu überfluten.
KREISCH!! Warum 5 Uhr?!
Da ich zum zugfahrenden Volk gehöre und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln vom Bochumer Süden nach Witten fahre, geht da schon so’n bissken Zeit ins Land. Und da ich von Natur aus wenig Vertrauen in die Pünktlichkeit der Deutschen Bahn und die Verlässlichkeit des Bochumer Straßenverkehrs habe, habe ich schon vor geraumer Zeit Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um nicht unversehens zu spät ins Büro zu kommen. Mit zu-spät-Kommen kennen wir ADHS-ler uns ja bestens aus, aber das triggert wiederum die Autistin in mir, die dann einen mittelschweren Anfall bekommt, wenn dieser Fall wirklich mal eintrifft.
Also? Stehe ich um 5 Uhr auf, verlasse um 6 Uhr das Haus und bin um Viertel nach 7 in der Agentur am Arbeitsplatz. Warum das? Ich nehme grundsätzlich 1-2 Bahnen früher, damit ich den Zug pünktlich erwische. Und auch das ist ein Zug früher, dass – falls der mal wieder ausfallen sollte – ich mit dem nächsten immer noch pünktlich vor 8 Uhr in der Agentur wäre.
Nein, diese Logik muss niemand außer mir verstehen, aber andere autistische Personen kennen vielleicht ähnliche Situationen und Lösungen.
Wie sieht meine Morgenroutine gegen Stress aus?
Okay, ich habe also an Agentur-Tagen morgens ziemlich exakt eine Stunde Zeit, vom Aufstehen bis zum Abhauen. Als erstes habe ich bei mir am Bett diese Augel-Gel-Pads liegen, die du in jedem Drogeriemarkt kriegst. Manchmal nehme ich auch die Billigversion von Action. Die ist dann nicht aus Gel-Zeugs, sondern eher so ein Zellstoff. Wirkt aber ähnlich.
Den ersten Wecker habe ich mir auf 4:30 Uhr gestellt. Ja, ich weiß. Ist unmenschlich. Da bewege ich auch noch nicht einen Zeh aus dem Bett. Das kann ich dir versprechen. Aber ich papp mir da schon mal diese Gel-Dinger unter die Augen, während ich mich noch einmal in den Decken vergrabe. Dann können die nämlich schon mal wirken und ich seh nicht ganz so verquollen aus, wenn ich dann letztendlich im Bad vorm Spiegel stehe. Das bewirkt nämlich bei mir sonst auch Stress am Morgen – und gehörige Frustration!
Gut. Um 5 Uhr geht dann mein “richtiger” Wecker los. Den kann ich dann auch nicht mehr ignorieren. Da hilft alles nix. Also: Raus aus dem Bett und ab ins Bad schlurfen. Auf dem Weg schon mal den Wasserkocher anstellen für den ersten Kaffee des Tages. (Ja, ich trinke aktuell Instant-Kaffee zu Hause. Steinigt mich nicht dafür.)
Während ich also die Gel-Pads von den Augen fische und versuche, nicht zu kritisch mit meinem Spiegelbild zu sein, greife ich also mit der freien Hand schon mal zu meinen Kontaktlinsen (Wer sehen kann, ist klar im Vorteil!) und anschließend nach der Tagescreme. Selbstverständlich mit Lichtschutzfaktor 15 und Collagen. Man wird ja nicht jünger, nech?
Keine Morgenroutine ohne Kaffee!
Während die Creme also auf meinem Gesicht dahinsiecht und ich hoffe, dass mir mein Sohn um diese Uhrzeit und vor allem in diesem Zustand noch nicht über den Weg läuft, begebe ich mich zum Wasserkocher und bastel mir meine Tasse Kaffee zusammen. Ja, basteln. Lass mich!
Mit dem Kaffee bewaffnet schlurfe ich also wieder ins Badezimmer und beginne mit den Restaurationsarbeiten im Gesicht. Anschließend noch anziehen (Die Klamotten lege ich mir immer schon abends zurecht), die Haare entknoten und fertig.
Meist habe ich dann noch ungefähr zehn Minuten Zeit, bevor ich mich auf den Weg machen muss. Genug, um meinen Kaffee in Ruhe auszutrinken, den Teenie zu wecken und mich zu verabschieden und meine Arbeitstasche noch einmal zu kontrollieren. Trau schau wem – und mir am wenigsten!
Warum überhaupt Morgenroutinen gegen Stress und welche?
Morgenroutinen sollen dafür da sein, entspannt und motiviert in den Tag zu starten. Gut. Um 5 Uhr morgens bin ich weder entspannt noch motiviert. Da betreibe ich die Morgenroutine eher zur Schadensbegrenzung als zu irgendwas anderem. Nichtsdestotrotz soll es ja bei manchen wirklich helfen. Wenn du es also mal ausprobieren willst und noch auf der Suche nach einer stressfreien Morgenroutine für wenig Zeit bist, dann habe ich hier ein paar Vorschläge für dich:
- Eine kurze Yoga-Session soll dich direkt mit Energie versorgen.
- Meditation hilft dir, ein ganzes Stück ruhiger in den Tag zu starten.
- Schmeiß deine Lieblings-Playlist an. Am besten eine, die du extra zusammengestellt hast, um dich morgens so richtig in Stimmung zu bringen.
- Lesen soll auch ganz gut sein. Aber meiner Meinung nach muss man dann wieder aufhören, wenn es gerade spannend ist. Für mich absolut nichts. Aber vielleicht ist es ja für dich etwas.
Wie ist denn deine bisherige Morgenroutine? Hast du schon eine, die funktioniert? Falls ja, pack sie mir doch mal in die Kommentare!
CarinaKludas
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