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Neurodivergenz, LGBTQIA+ und Aktivismus

Aktuelle politische Entwicklungen und ihre Auswirkungen

Globale Trends

In vielen Teilen der Welt sind queere und neurodivergente Menschen zunehmend von Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt bedroht. Der globale Rechtsruck der letzten Jahre hat zu einer Verschärfung queer- und behindertenfeindlicher Rhetorik und Politik geführt.

Konkrete Entwicklungen in verschiedenen Ländern

USA:

  • In den USA wurden 2021 über 200 Anti-LGBTQIA+ Gesetzesentwürfe in die Parlamente eingebracht, so viele wie noch nie
  • Viele davon zielen darauf ab, die Rechte und Freiheiten queerer Menschen massiv einzuschränken
  • Verbote von Drag-Shows, Trans-Gesundheitsversorgung oder LGBTQIA+ Bildungsinhalten in Schulen
  • Die Wiederwahl von Donald Trump als US-Präsident und seine Zusammenarbeit mit Elon Musk bei Regierungsreformen verschärft die Situation weiter

Weltweit:

  • In Polen haben viele Gemeinden sogenannte „LGBT-freie Zonen“ ausgerufen
  • LGBTQIA+ Aktivist:innen werden drangsaliert, Pride-Paraden verboten oder angegriffen
  • In Russland hat ein 2013 verabschiedetes Gesetz gegen „homosexuelle Propaganda“ zu einer massiven Zunahme von Homo- und Transphobie geführt
  • Elon Musks politisches Engagement in Europa, insbesondere seine Unterstützung rechtspopulistischer Bewegungen, verstärkt diese Entwicklungen

Deutschland:

  • Zunehmende queerfeindliche und behindertenfeindliche Straftaten
  • Zunehmende Handgreiflichkeiten und teils sogar tödliche Angriffe auch auf Queer-Veranstaltungen wie den CSD
  • Politische Instabilität durch Auflösung des Bundestages in 2024 und Neuwahlen im Februar 2025
  • Risiken durch möglichen Einfluss rechtsgerichteter Parteien auf die Antidiskriminierungspolitik

Herausforderungen und Risiken für Aktivist:innen

Die Entscheidung, sich als neurodivergente LGBTQIA+ Person öffentlich zu engagieren, bringt spezifische Risiken und Herausforderungen mit sich. Die Kombination von Neurodivergenz und queerer Identität kann dabei zu besonderen Vulnerabilitäten führen, die ein bewusstes Risikomanagement und sorgfältige Abwägungen erfordern.

Persönliche Risiken

Aktivismus und Selbstvertretung werden immer wichtiger – aber auch immer gefährlicher. Wer sich als queere und/oder neurodivergente Person exponiert und engagiert, kann zur Zielscheibe von Anfeindungen, Drohungen oder gar Gewalt werden.

Spezifische Herausforderungen

So wichtig und ermächtigend Aktivismus sein kann, so herausfordernd kann er gleichzeitig sein – besonders für Menschen, die selbst von Mehrfachdiskriminierung betroffen sind:

  • Regelmäßige Konfrontation mit Ablehnung und Unverständnis, sowohl in der breiten Gesellschaft als auch manchmal innerhalb der eigenen Communities – diese ständigen Mikroaggressionen können emotional sehr belastend sein
  • Der Aktivismus selbst erfordert einen hohen Zeit- und Energieaufwand, während gleichzeitig die alltäglichen Herausforderungen als neurodivergente und queere Person bewältigt werden müssen, was schnell zu Überlastung führen kann
  • Die intensive Auseinandersetzung mit Diskriminierung und Ausgrenzung kann frühere traumatische Erfahrungen reaktivieren und zu einer erneuten Traumatisierung führen, besonders wenn die eigenen Grenzen noch nicht gefestigt sind
  • Viele Aktivist:innen kämpfen mit der Abgrenzung zwischen persönlichem Wohlergehen und aktivistischer Verantwortung – das Gefühl, „nie genug zu tun“, kann zu Überengagement und Erschöpfung führen
  • Im Engagement für andere gerät die Selbstfürsorge oft in den Hintergrund, wobei neurodivergente Menschen häufig schon im Alltag einen erhöhten Selbstfürsorgebedarf haben

Schutzmaßnahmen und Strategien

Angesichts der zunehmenden Risiken ist es essentiell, den eigenen Aktivismus durch geeignete Schutzmaßnahmen abzusichern. Dies umfasst sowohl praktische Sicherheitsvorkehrungen als auch Strategien zur nachhaltigen Gestaltung des Engagements, damit Aktivismus nicht zur Erschöpfung oder Gefährdung führt.

Sicherheitsvorkehrungen

Um sich unter diesen Bedingungen sicher engagieren zu können, sind verschiedene Vorkehrungen wichtig:

  • Vor jeder Form des öffentlichen Engagements sollten die möglichen Risiken sorgfältig abgewogen werden – dies bedeutet nicht, sich einschüchtern zu lassen, sondern bewusste Entscheidungen über Art und Ausmaß der eigenen Sichtbarkeit zu treffen
  • Im digitalen Zeitalter ist der Schutz persönlicher Daten besonders wichtig – dazu gehört die Nutzung sicherer Kommunikationswege, die Trennung von privatem und aktivistischem Online-Auftritt sowie ein bewusster Umgang mit persönlichen Informationen
  • Der Aufbau verlässlicher Vertrauensnetzwerke ist essentiell – Menschen, die einen unterstützen, Situationen einschätzen helfen und im Notfall zur Stelle sind, bieten nicht nur praktische, sondern auch emotionale Sicherheit
  • Professionelle Beratungs- und Schutzangebote sollten frühzeitig recherchiert und bei Bedarf ohne Zögern in Anspruch genommen werden – viele Organisationen haben Erfahrung mit den spezifischen Herausforderungen neurodivergenter LGBTQIA+ Aktivist:innen

Social Equality is the only basis of human happiness.

Selbstfürsorge und Nachhaltigkeit

Um langfristig und nachhaltig aktiv sein zu können, braucht es einen achtsamen Umgang mit den eigenen Ressourcen und Grenzen. Dazu gehören:

  • Die realistische Einschätzung der eigenen Kapazitäten ist fundamental – dies bedeutet auch, die besonderen Bedürfnisse als neurodivergente Person zu berücksichtigen und die eigenen Grenzen ernst zu nehmen
  • Ein unterstützendes Umfeld ist unerlässlich für nachhaltigen Aktivismus – dies können andere Aktivist:innen sein, aber auch Menschen, die einfach da sind, zuhören und emotionale Unterstützung bieten
  • Regelmäßige Auszeiten und Erholungsphasen müssen bewusst eingeplant und verteidigt werden – sie sind kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für langfristiges Engagement
  • Professionelle Unterstützung durch Supervision oder Therapie kann helfen, das Erlebte zu verarbeiten und gesunde Grenzen zu entwickeln – viele Aktivist:innen profitieren von diesem geschützten Reflexionsraum
  • Besondere Aufmerksamkeit sollte möglichen Triggern und Retraumatisierungsrisiken gelten – ein bewusster Umgang damit bedeutet auch, bestimmte Themen oder Aktionsformen bewusst zu meiden

Unterstützungsstrukturen und Ressourcen

Wichtige Anlaufstellen

Hilfe und Unterstützung findest du unter anderem hier:

Bedeutung von Solidaritätsnetzwerken

Umso wichtiger sind:

  • Sichere Schutzräume sind fundamental für Aktivismus – Orte, an denen sowohl queere als auch neurodivergente Identitäten ohne Erklärung oder Rechtfertigung gelebt werden können und die Möglichkeit zum Auftanken bieten
  • Solidaritätsnetzwerke und Bündnisse stärken nicht nur den politischen Kampf, sondern bieten auch praktische und emotionale Unterstützung – die Verbindung verschiedener Bewegungen kann dabei neue Perspektiven und Ressourcen erschließen
  • Gegenseitige Unterstützung und Fürsorge innerhalb der Community sind zentral – das bedeutet auch, die unterschiedlichen Bedürfnisse und Grenzen zu respektieren und aufeinander zu achten
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