Long COVID ist ein Thema, mit dem ich mich bis zu diesem Jahr nur so halbwegs beschäftigt hatte. Ich muss ja ehrlich sagen, seit die ganze Corona-Pandemie losgegangen ist, war meine größte Angst die ersten Monate, selbst daran zu erkranken oder dass mein Sohn oder jemand aus meiner Familie daran erkrankt und stirbt. Diese Angst führte damals bei mir zu einer ziemlich heftigen Angststörung. Aber darum soll es heute gar nicht gehen.
Dezember 2022 hatte es mich dann letztendlich doch erwischt – zusammen mit meinem Sohn. Wer von uns beiden letztendlich die Seuche eingeschleppt hatte, konnten wir nicht so ganz nachvollziehen. Auf jeden Fall lagen wir dann beide ziemlich flach. Und ich war froh, dass wir so lange durchgehalten hatten, bis die schwächeren Varianten grassierten.
Vor Long Covid kommt Covid - 2,5 Wochen Totalausfall
Ich hatte im November erst eine fette Erkältung hinter mich gebracht und war froh, dass ich passend zu unserer Firmen-Weihnachtsfeier wieder fit war.
Als ich jedoch in der Nacht nach Hause kam und mein Kind mir von seinem Papa-Wochenende schrieb, dass es ihm hundeelend ging, wusste ich nicht, dass wir die Seuche zu dem Zeitpunkt eigentlich schon im Haus hatten. Er kam dann an dem Samstag bereits mittags nach Hause und hing wirklich enorm in den Seilen. Mit Schüttelfrost und Fieber im Viertelstunden-Takt, Ibuprofen linderte nur halbwegs die Schmerzen in Muskeln, Gelenken und eigentlich überall.
Zwei Tage später fing des auch bei mir an. Ich war vorsorglich im Homeoffice geblieben und das war auch gut so, denn gegen Mittag waren meine Kopfschmerzen unerträglich und ab Nachmittag wusste ich nicht mehr, mit wie vielen Decken ich mich noch zudecken soll, um nicht mehr zu frieren. Kurze Zeit später warf ich alle Decken von mir und um ein Haar auch die Klamotten, weil ich das Gefühl hatte, mein Zimmer wäre ein Backofen.
Unsere Tests zeigten sehr schnell und eindeutig: Der Zug war abgefahren. Wir waren beide mehr als eindeutig COVID-positiv. Nachdem ich mir also unter Berücksichtigung aller mir möglichen Sicherheitsvorkehrungen meine AU vom Arzt geholt hatte, blieb uns nichts übrig, als das Ganze auszusitzen und zu liegen. Was halt gerade weniger Schmerzen bereitete.
2,5 Wochen dauerte es, bis wir jeweils wieder so fit waren, um wieder aufstehen und rausgehen zu können. Mein Sohn konnte wenigstens den letzten Schultag vor den Weihnachtsferien noch mitnehmen, ich rutschte mit meiner COVID-AU in meinen Weihnachtsurlaub rein. Das war nicht toll, aber immerhin hatte ich so insgesamt 4 Wochen, um mich auszukurieren.
Nach 3 Wochen wieder fit? Mitnichten!
Passend zu Weihnachten war ich zumindest nicht mehr ansteckend und die Grippe-Symptome waren so weit abgeebbt, dass ich die Feiertage wenigstens nicht komplett ins Wasser fallen lassen musste.
Von fit und gesund war da noch nicht wirklich zu sprechen. Also hab ich mir gedacht: Biste mal vernünftig diesmal und ruhst dich wirklich aus, bevor das nach hinten losgeht. Wirkliche Sprünge hätte ich ohnehin noch nicht machen können. Ich hatte schon genug damit zu tun, nicht den ganzen Tag zu schlafen – und nachts dann wachzuliegen. Mein vorheriger Schlafrhythmus war praktisch nicht mehr existent.
Eher suboptimal, wenn man bedenkt, dass ich am 10.01. wieder arbeiten gehen müsste. Bis 3/4 Uhr wachliegen und um 5 Uhr aufstehen ist da eher so semi cool. Es ging mir absolut nicht gut. Was ich ehrlich gesagt überhaupt nicht verstehen konnte, weil: Ich hatte COVID doch überstanden. Oder nicht?
Ich war unglaublich schnell erschöpft und komplett ausgelaugt, ich bekam schwerer Luft und war nach dem Treppensteigen komplett k.o. Meine Kopfschmerzen waren so viel häufiger, als ich es bisher gewohnt war und zudem ungleich stärker. Und es gab Tage, an denen tat mir immer wieder alles weh.
Long COVID? Was ist das überhaupt genau?
Meine Ärztin brachte mich dann auf den Begriff Long COVID, weil sie in den letzten Monaten vermehrt Patienten mit ähnlichen Beschwerden nach einer COVID-Erkrankung hatte. Zu dem Zeitpunkt konnte ich mit dem Begriff nicht wirklich viel anfangen und dachte dabei eher an kritische Nachwirkungen nach richtig schweren Verläufen.
Aber meine Ärztin meinte zu mir, dass Long COVID sich extrem vielfältig zeigt (da hab ich ja mit ADHS und Autismus schon Erfahrung drin) und es halt noch gar nicht wirklich erforscht ist, weil es eben noch recht neu ist. Also begab ich mich an die Recherche.
Was ist Long COVID? Offizielle Informationen
Long COVID oder auch Post-COVID bezeichnen das Auftreten von anhaltenden oder neuen Beschwerden nach einer überstandenen COVID-19-Infektion. Die Symptome können sehr unterschiedlich sein und von Person zu Person variieren. Es gibt leider noch keine eindeutige Definition oder Diagnose für Long COVID.
Mögliche Symptome bei Long COVID können zum Beispiel sein:
- Fatigue: Ein dauerhaftes Gefühl von Müdigkeit, Erschöpfung und verminderte Leistungsfähigkeit123. Fatigue kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen und die Teilnahme an Alltagsaktivitäten erschweren.
- Kopfschmerzen: Schmerzen im Kopfbereich, die oft mit Konzentrations- und Gedächtnisproblemen einhergehen13. Kopfschmerzen können verschiedene Ursachen haben, wie z.B. Stress, Schlafmangel oder Flüssigkeitsmangel.
- Atemnot: Das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen oder schwer atmen zu können123. Atemnot kann durch eine Schädigung der Lunge oder des Herzens verursacht werden oder psychische Faktoren haben.
- Probleme beim Riechen und Schmecken: Der Verlust oder die Veränderung des Geruchs- und Geschmackssinns123. Dies kann die Freude am Essen beeinträchtigen und zu Appetitlosigkeit oder Gewichtsverlust führen.
- Muskelschwäche und -schmerzen: Das Gefühl von Schwäche oder Schmerzen in den Muskeln oder Gelenken123. Dies kann die Beweglichkeit einschränken und zu Verspannungen führen.
- Haarausfall: Der vermehrte Verlust von Haaren auf dem Kopf oder anderen Körperstellen[4. Haarausfall kann durch einen Mangel an Nährstoffen, Hormonschwankungen oder Stress ausgelöst werden.
Das sind nur ein paar Beispiele für mögliche Symptome von Long COVID und es können durchaus noch viele andere Symptome auftreten, wie z.B. Schlafstörungen, Herzrasen, Depressionen oder Angstzustände. Long COVID ist also keinesfalls als harmlos anzusehen.
Wie wird Long COVID festgestellt?
Es gibt keinen spezifischen Labortest, der Long COVID nachweisen kann1. Allerdings können einige Untersuchungen helfen, andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen oder Organfunktionsstörungen zu erkennen.
Zu diesen Untersuchungen können gehören2:
- Bluttests: Um Entzündungswerte, Blutbild oder Nährstoffmangel zu überprüfen.
- Lungenfunktionstests: Um die Atemkapazität und den Sauerstoffgehalt im Blut zu messen.
- Herz-Kreislauf-Tests: Um den Blutdruck, den Puls und das EKG zu kontrollieren.
- Neurologische Tests: Um das Gedächtnis, die Konzentration und die Reaktionsfähigkeit zu beurteilen.
- Psychologische Tests: Um die Stimmungslage, die Angst und die Lebensqualität zu erfassen.
Die Diagnose von Long COVID sollte individuell und interdisziplinär erfolgen. Das bedeutet, dass verschiedene Fachärzte zusammenarbeiten sollten, um ein umfassendes Bild von dem Zustand des Patienten zu erhalten.
Kann man Long COVID behandeln? Wenn ja, wie?
Da Long COVID noch eine recht neue Erkrankung und daher wenig erforscht ist, gibt es noch keine Standardbehandlungen dafür. Was heißt das jetzt? Ganz einfach: Die Behandlung sollte sich individuell nach deinen Symptomen und Bedürfnissen richten, wenn du auch Wochen und Monate nach einer COVID-19-Erkrankung noch Beschwerden hast, die mit dieser zusammenhängen.
Es gibt aber verschiedene Behandlungsansätze, sie in Kombination helfen können, die Beschwerden zu bessern und hoffentlich zu heilen. Dazu zählen zum Beispiel:
- Medikamente: Um bestimmte Beschwerden wie Schmerzen, Entzündungen oder Depressionen zu lindern. Die Medikamente sollten jedoch nur nach ärztlicher Verordnung eingenommen werden und die möglichen Nebenwirkungen beachtet werden.
- Physiotherapie: Um die Muskulatur zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und die Atemfunktion zu unterstützen. Physiotherapie kann auch helfen, das Gleichgewicht und die Koordination zu trainieren.
- Ergotherapie: Um die kognitiven Fähigkeiten wie Konzentration, Gedächtnis und Aufmerksamkeit zu fördern. Ergotherapie kann auch helfen, den Alltag besser zu bewältigen und Strategien zur Stressbewältigung zu entwickeln.
- Atemtherapie: Um die Atmung zu regulieren, die Sauerstoffversorgung zu optimieren und das Gefühl von Atemnot zu reduzieren. Atemtherapie kann auch helfen, Angst und Panikattacken vorzubeugen.
- Psychotherapie: Um die psychische Belastung durch Long COVID zu verarbeiten, die Stimmungslage zu verbessern und das Selbstvertrauen zu stärken. Psychotherapie kann auch helfen, mit Ängsten, Traumata oder Schlafstörungen umzugehen.
Je nach Ausprägung und Stärke der Symptome können auch Reha-Maßnahmen oder Selbsthilfegruppen helfen, im Alltag mit den Symptomen etwas besser klarzukommen und sie vielleicht etwas besser in den Griff zu bekommen.
Ich hoffe, dass über kurz oder lang die Symptome komplett verschwinden. Zumindest habe ich mittlerweile das Gefühl, dass sie etwas besser werden. Die Kombination mit meinem Autismus und meiner ADHS machen es aber nicht unbedingt leichter zu ertragen oder leicht zu erkennen, was jetzt welcher Störung oder Erkrankung konkret zuzuschreiben ist. Wir werden sehen, was die Zukunft damit bringt.
Wie ist es mit dir? Hattest du mit Long COVID auch schon Erfahrungen? Dann schreib es mir gerne in die Kommentare.